Aus der Geschichte der St. Paulskirche
Auf den ältesten Bildern sieht man sie noch allein auf weiter Flur. Die St. Paulskirche, eingeweiht am 17 September 1900, war Vorreiterin eines neuen Stadtteils. Erst nach und nach zogen die Menschen herzu, für die die Paulskirche Ort für die Gottesdienste und Amtshandlungen war. In ihren besten Zeiten dürften dies wohl über 20 000 gewesen sein, z.B. 1959. Im Jahr 1925 waren es genau 14 435.
Bei den Planungen für die Paulskirche spielte schon damals das Geld eine entscheidende Rolle. Wollte man zuerst eine noch um einiges größere Kirche bauen, „beschied" man sich dann mit einer Kirche, die etwa 1000 Sitzplätze umfasste. Mit 70 Metern hat sie bis heute den höchsten Turm von Fürth und das Kirchenschiff mit einer Länge von 37 Metern, einer Breite und Höhe von je 17 Metern zählt weiterhin zu den stattlichen Gebäuden der Heimatstadt. Anfangs war sie mit einer Gasbeleuchtung ausgestattet, man kann die Austrittszapfen heute noch erkennen, erst 1930 wurde eine elektrische Beleuchtung installiert. Von Anfang an war die Gemeinde bemüht, die Kirche im besten baulichen Stand zu halten, was schon immer auch eine Frage des Geldes war. So wurde z. B. die elektrische Beleuchtung 1920 erst noch einmal zurückgestellt.
Die Kirche wurde im damals üblichen historistischen Stil gebaut und orientierte sich an gotischen Vorbildern. Größere Renovierungen wurden 1948, 1969, 1986/87 und 1999 durchgeführt.
Innenansicht im Urzustand
Innenansicht ca. 1930
Innenansicht 1948
Innenansicht 1972
Innenansicht 2004
Im Krieg wurde die Paulskirche sehr in Mitleidenschaft gezogen. Zwar blieb die Bausubstanz weitgehend erhalten, aber bei den Luftangriffen im Jahr 1943 fielen mehrere Brandbomben ins Gotteshaus. Vor allem die Sakristei wurde dabei völlig zerstört und die Fensterscheiben gingen vollständig zu Bruch. Nach dem Krieg wurden im Jahr 1948 die Schäden behoben und die Kirche in besten Stand gebracht. Die Kosten beliefen sich auf stolze 25.000 DM. Einschneidend verändert wurde das Innere der Paulskirche bei der Renovierung im Jahr 1969, als man dem Geschmack der Zeit entsprechend die neugotische Innenausgestaltung entfernte. 1999 wurde nach Möglichkeit versucht, diese wieder hervor zu holen.
von Wolfgang Bruder
Königin der Instrumente
Die Paulskirche beherbergt die größte Orgel im Dekanat Fürth. Vom Instrument, das die Firma Strebel aus Nürnberg zur Einweihung im Jahr 1900 in die Kirche einbaute, sind nur noch Überreste vorhanden. Bereits 1917 wurden die Zinnpfeifen durch Aluminiumpfeifen ersetzt. Kaum hatte man 1941 neue Zinnpfeifen angeschafft, wurden diese bald zu Kriegszwecken konfisziert. In den Jahren nach 1945 wurde die Orgel hergerichtet und mit viel Aufwand im spielbaren Zustand gehalten. Aber der Klang überzeugte nicht. So wurde im Jahr 1963 und 64 ein neues Instrument durch die Firma E.F. Walcker und Cie. aus Ludwigsburg errichtet. Die heutige Hauptorgel hat drei Manuale, 54 Register und über 4.000 Pfeifen mit einer Länge von einem Zentimeter bis zehn Meter.
Anfang Januar 2022 war der junge Organist Paul Fey bei uns in St. Paul und hat auf unserer Hauptorgel gespielt. Dabei stellt er die Disposition der Walcker Orgel vor mit ihrem reichen Klangfarbenspektrum und Spielmöglichkeiten.
Im Youtube Kanal von Paul Fey kann man es sich anhören.
Chororgel
Die Orgel hinter dem Altar in der Paulskirche ist verhältnismäßig jung. Im Jahr 1972 kam sie auf Betreiben der damaligen orgelbegeisterten Kirchenvorsteher und Unternehmer Klaus Peter Schriegel und Walter Teufel in die Kirche. Man sammelte viele Spenden, um das Instrument mit zwei Manualen und 13 Registern errichten zu können.
Wie die Hauptorgel, stammt auch die Chororgel von der Firma Walcker. Von ihrem Spieltisch aus können beide Orgeln der Kirche gespielt werden. Das ist nicht nur Stereo, sondern auch ein ganz besonderes Erlebnis. Bisweilen gibt es ein Konzert für zwei Orgeln – das ist dann die Krönung.
Die ursprünglichen vier Glocken, gegossen in Apolda, waren eine Stiftung des Ehepaares von Ulrich (nach einer anderen Quelle Ehepaar Fröhlich).
Am 30. September 1899 erklang das Geläute zum ersten Mal (Mollakkord: des fes ges as). Im Zweiten Weltkrieg mussten drei der Glocken abgegeben werden und wurden eingeschmolzen; erhalten blieb die Zweitgrößte mit der Inschrift "Alles, was Odem hat, lobe den Herrn" und als Anmerkung: "Franz Schilling goss mich in Apolda 1899".
Am 20. September 1953 wurde die neue größte Glocke mit 2 000 kg wieder eingebracht. Im Jahr darauf waren auch die beiden kleineren Glocken wieder vorhanden. Die drei neuen Glocken wurden diesmal in Sinn an der Dill bei der Firma Rincker gegossen.